Es gibt Tage, da wimmelt es in Vlatten von Marienkäfern, Prinzessinnen, Engeln, Teufeln und Micky Mäusen. Zum Glück sind ein paar Polizisten zu sehen, aber die laufen auch quietschend um Tische und Bänke. Der Grund: Einmal im Jahr ist Kindersitzung. Und dann darf ab und zu auch im Zuschauersaal getobt werden.
„Mit so viel Zuspruch hatten wir nicht gerechnet“, lacht Viviane Reuter, die gerade gekürte Pressesprecherin des „KV Vlattener Jonge 1962 e.V.“ und schaut über die Menschenmenge in der Jugendhalle. Rund 350 Jecken zählt sie im Saal. Die Corona-Pause hat offenbar die Sehnsucht geweckt, endlich wieder Schunkel-Lieder zu hören und fesche Karnevalsgarden tanzen zu sehen. Daran herrschte kein Mangel. Der KV „Vlattener Jonge“ konnte befreundete Gesellschaften begrüßen, die mit ihren Tollitäten kamen und sich tanzend und schunkelnd für die Einladung bedankten.
Trotz des Trubels war aber alles ein wenig anders. Statt der sonst üblichen Prunksitzungen hatte der Vlattener KV diesmal nur die Kindersitzung und einen anschließenden karnevalistischen Abend im Programm. „Wegen der Pandemie war es uns nicht möglich, die Veranstaltungen in gewohnter Weise vorzubereiten“, sagt Viviane Reuter. „Gute Bühnenkräfte müssen schon ein Jahr vorher gebucht werden. Und immer häufiger finden wir Klauseln in den Verträgen, nach denen wir auch dann bezahlen müssen, wenn wir absagen müssen..“
Doch sie freut sich, dass mit DJ Simon gute Stimmungsmusik geboten wurde und die Tanzgruppen der „Vlattener Jonge“ (unser oberes Bild zeigt die Mittlere Garde) ihr Können zeigten.
Ein Novum gab es auch: Da die Heimbacher „Kinderkarnevalsgesellschaft 1997“ Probleme hatte, ihre Prinzessin zu inthronisieren, genügte eine Anfrage in Vlatten, und schon war die Bühne frei für Natalia I. und ihren Adjutanten Noel. Die Kinder hatten sogar das Vergnügen, von Bürgermeister Jochen Weiler persönlich mit den Insignien der Macht ausgezeichnet und mit einem Gedicht geehrt zu werden. So etwas kommt nicht alle Tage vor und wird ihnen sicherlich unvergesslich sein.
Die Kooperation zwischen Vlatten und Heimbach war nicht das einzige Zeichen von Zusammenhalt in schwierigen Zeiten. Auch die Dorfgemeinschaft erwies sich als stabil. Nachdem die „Vlattener Jonge“ kurz vor Beginn der Veranstaltung erfahren mussten, dass die traditionelle Imbissbude aus Krankheitsgründen diesmal nicht vor der Jugendhalle stehen würde, kaufte der Verein kurzerhand Brühwürstchen und ließ bei Bäcker Krupp Brötchen backen. „Das ging ganz schnell. Wir stehen im Dorf zusammen“, sagt Viviane Reuter. „Das ist das Wichtigste. Und nun freuen wir uns auf den Karnevalszug am Veilchendienstag.“ ush
Bürgermeister Jochen Weiler inthronisiert Kinderprinzessin Natalie I.
Groß und Klein hatten ihre Freude an der Vlattener Kindersitzung. Fotos: Ulrike Schwieren-Höger