Am vergangenen Samstag trafen sich 20 Naturfreunde auf der Obstbaumwiese an der Jugendhalle. Alle hatten ein Ziel: Sie wollen in Zukunft ihre Obstbäume (halbwegs) fachmännisch schneiden und in Form halten können.
Bei dem von der biologischen Station Düren veranstalteten dreistündigen Obstbaumschnittkurs, der durch den Bürgerverein Vlatten im Rahmen des Projektes „Rettet die Mirabelle“ initiiert worden war, erlernten die Teilnehmer Basiswissen, wie z. B. dass eine Obstbaumkrone aus einem Mitteltrieb und drei bis fünf Seitenästen oder Leitästen besteht. Obstbäume müssen im Gegensatz zu manchen Laubbäumen regelmäßig geschnitten werden, damit sie in guter Verfassung bleiben und besser beerntet werden können. Die Kraft soll in die Früchte gehen. Deshalb wurde den Teilnehmern gezeigt, wie und wo genau Schnitte angesetzt werden müssen, damit sie für den Baum von Vorteil sind.
Wildwuchs an alten Apfelbäumen.
Die Obstbäume hinter der Jugendhalle sind allesamt bereits mehr als 20 Jahre alt, haben aber bisher nie einen fachmännischen Schnitt erfahren und sehen daher wild aus. Sie tragen zwar Früchte, aber die Ernte gestaltet sich durch die teilweise stark ineinander gewachsenen Äste sehr schwierig. Am Beispiel von zweien dieser alten Apfelbäume konnten die beiden erfahrenen Baumwarte Thomas Kelter und Wilfried Trimborn deutlich zeigen, wie diesen Bäumen geholfen werden kann. Es wurden mehrere große Äste sowie viele der nach innen gewachsenen Triebe und Wasserschosse entfernt.
Apfelbaum vorher und nachher.
Auf dem Bild oben rechts demonstriert Wilfried gerade, wie man den Wuchs eines neuen Triebes „provozieren“ kann, wenn der Baum nicht ausreichend Haupttriebe hat. In die oberen dünnen Schichten der Rinde brachten sie zwei Schnitte an, die ca. eine Handbreit auseinander lagen. Unterhalb des oberen Schnittes wird sich dort in einiger Zeit ein neuer Trieb ausbilden.
Apfelbaum 2 vorher (oben) und nachher (unten).
Da an einigen Stellen größere Schnitte nötig waren, demonstrierte Thomas, wie man diese offenen Wunden am besten versorgt: Diese Schnitte können mit Heilerde oder auch ganz einfach mit feuchter, vor Ort vorhandener Erde beschmiert werden, damit der Baum hier auf natürlich Art und Weise im Laufe der Zeit eine „Narbe“ bildet.
Größere Schnittflächen schützen.
Weitere Themen des Kurses waren der richtige Schnittzeitpunkt, das Werkzeug, das benutzt werden kann, und auch der Rindenschutz. Damit sich das Wissen über den richtigen Obstbaumschnitt festigt, durften alle Teilnehmer selbst Hand anlegen und sägen.
Um diese Techniken zu vertiefen, bieten die Biologischen Stationen des Kreises Düren und Euskirchen immer wieder Schnittkurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Anmeldungen sind bei den Biostationen möglich.
Die Vlattener Veranstaltung war ein Erfolg und hat den Teilnehmern bei Kälte und Sonnenschein viel Spaß gemacht. Die beiden exemplarisch ausgewählten Apfelbäume haben damit nun einen ersten Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt bekommen – die weiteren Obstbäume auf der Wiese sollen ebenfalls in Kürze vom Bürgerverein und der Stadt Heimbach einen Schnitt erhalten.
Gemeinsam geht alles besser
So langsam wird‘s. Text und Fotos: Anja Krudwig