Sehenswürdigkeiten
Die Pfarrkirche St.-Dionysius zu Vlatten
Die Vlattener sind glücklich, dass der Krieg, der im Februar und März 1945 weite Teile des Dorfs zerstörte, ihr Heiligtum erhalten hat: Die Pfarrkirche St. Dionysius.
Wie alt diese Pfeilerbasilika ist, kann mit Bestimmtheit nicht gesagt werden. Im liber valoris taucht die Vlattener Kirche erstmals im Jahre 1316 auf, allerdings wird Pfarrer Konrad in einer Urkunde bereits 1190 erwähnt. Geht man noch weiter in die Geschichte zurück, wird deutlich, dass sich hier 838 und 846 karolingische Kaiser aufhielten, die aller Wahrscheinlichkeit nach eine Kapelle besaßen. Der jetzige, vermutlich aus der Zeit um 1140 stammende Turm ist wahrscheinlich aus jener Kapelle hervorgegangen.
Schiff und Chor entstanden Anfang des 13. Jahrhunderts an Stelle einer kleineren Kirche. Fünf Jahrhunderte blieb eine dreischiffige Basilika bestehen, dann wurde das im Laufe der Zeit zerfallene südliche Seitenschiff restauriert und das nördliche erst viel später, im Jahre 1928, angefügt. Nach den Substanz erhaltenden Maßnahmen der Nachkriegsjahre restaurierten die Vlattener 1957 die Außenmauern.
Wer heute die Kirche betritt und in Mittelschiff und Chor blickt, ist fasziniert: Der restaurierte Hochaltar aus der Renaissance-Zeit zeigt sich in seiner ursprünglichen Formen in leuchtenden Farben. Das Altarbild schildert die Beweinung Chisti. Vermutet wird, dass es von van Dyck oder einem seiner Schüler stammt.

Bemerkenswert sind auch die beiden Figuren rechts und links des Hochaltars. Sie stellen den Christkönig und die Mutter Gottes dar – wie der gesamte Altar sind auch sie in ihren ursprünglichen Farben gestaltet.
Ein weiteres Zeugnis der ehrwürdigen Vergangenheit ist die Kommunionbank, die noch heute benutzt wird, und um 1600 hergestellt wurde. Sie stammt aus dem Kloster Mariawald. Ebenfalls aus Holz gearbeitet ist die Kanzel aus dem 17. Jahrhundert. Sie zeigt in Muschelnischen die vier lateinischen Kirchenväter.
2000 und 2001 waren wieder Handwerker an der Kirche tätig, um notwendige Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten durchzuführen. Auch die Malerei im Chorgewölbe wurde erneuert. Alle sichtbaren farbigen Details sind übernommene Reste der Originalausmalung. Die Wappen in der Mitte der Gewölbekuppe zeigen sich wieder im heraldisch richtigen System.
Die Gesamtkosten der Sanierung betrugen rund 420.000 DM. Das Bistum Aachen gab einen Zuschuss von 282.300 DM. Den verbleibenden Eigenanteil von 137.700 DM erbrachte die Gemeinde durch handwerkliche Eigenleistungen sowie Erlösen aus zweckgebundenen Kollekten, Veranstaltungen zu Gunsten der Kirchensanierung und einer Haussammlung.
Die Michaelskapelle
Schon von weitem ist die kleine Michaelskapelle 40 Meter hoch auf dem Lützenberg am Westausgang Vlattens zu sehen. Von hier aus bietet sich ein reizvoller Blick auf das Dorf und die höher gelegene Eifel sowie auf das nach Osten vorgelagerte Flachland.
Urkundlich wird die Vlattener Kapelle zuerst im Weistum (schriftlich festgehaltenes Gewohnheitsrecht) der Wehrmeisterei aus dem 13. Jahrhundert erwähnt. Vermutet wird eine Verbindung mit der Abteikirche Siegburg, die ebenfalls zu Ehren St. Michaels errichtet worden ist. Die dortige Benediktinerabtei besaß schon um 1065 ein Gut in Vlatten. Da die erste Kapelle im Laufe der Jahrhunderte zerfiel, musste der baufällige Turm 1860 abgetragen werden.
1912 und 1913 wurden Schiff und Turm neu gebaut, wenn auch wesentlich kleiner. Die Gemeinde Vlatten schreibt es dem besonderen Schutz des heiligen Michael zu, dass die Kapelle nicht im Bombenhagel vernichtet wurde. Zum Dank wird jedes Jahr eine Prozession veranstaltet.
Damit das historische und auch kunsthistorische Bauwerk der Nachwelt erhalten bleibt, wurden Mitte der 60er Jahre Sanierungs- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. Der Turm und der größte Teil des Schiffes mussten mit altdeutschem Schiefer neu belegt werden. Der Turmstuhl ist erneuert und aus uraltem Eichenholz ein neuer Glockenstuhl eingebaut worden. In den Jahren 1997 und 1998 wurde das Äußere der Kapelle erneut einer grundlegenden Sanierung unterzogen.

Würdig und anheimelnd ist das Innere der Kapelle. Der Altar aus rotem Sandstein ist unbekannten Alters. In ihm ruht ein Altarstein, den der Aachener Bischof konsekriert hat. Er enthält Reliquien der Stadtpatrone von Köln, die des heiligen Gereon und der heiligen Ursula.
Beim Abwaschen der Chorwände und Gewölbe der Kapelle wurden Spuren spätgotischer Malereien sichtbar, die etwa Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden sein dürften. Erstaunlich frisch sind die Farben. Auf dem Gewölbe wurden alte Rankenmalereien freigelegt, in Chor und Schiff neue Fenster eingesetzt.
Schon immer wurde St. Michael bei Not und Gefahr angerufen. Davon zeugen die Heiligenbilder der Nothelfer, die gegen die Pest schützen sollten. Auch die Fensterbilder symbolisieren Not und Gefahr: Zu sehen ist ein Gewitterhimmel mit zuckenden Blitzen. St. Michael soll helfen und schützen bei Wettergefahr und Naturkatastrophen.
Ein anderes Bild zeigt ein Ährenfeld im Glanz der Sommersonne. Ein junger Bauer, den Hut in der Hand, ist von seinem Trecker gestiegen und betet um eine gute Ernte, denn der heilige Erzengel wird als Fürsprecher um Segen auf der Feldflur verehrt.
Auch gegen den Bombenhagel des Krieges erhofften sich die Vlattener Hilfe und Schutz von St. Michael. Auf einem Fenster ist ein Flugzeug zu sehen, das im Sturzflug den Ort angreift, aus den Dächern der Häuser lodern Flammen.
Auch die Legende der Michaelskapelle wird bildlich dargestellt: Zu sehen ist der Teufel, der den Bau verhindern wollte, aber vor dem Flammenschwert Michaels flieht.
Bis heute wird die Kapelle als Gebetsstätte genutzt. In den Sommermonaten findet jeden Mittwoch eine heilige Messe statt. Die Glocken läuten drei Mal am Tag zum „Engel des Herrn“.
Der Dorfbrunnen erzählt die Vlattener Legende
Wenn Besucher nach Vlatten kommen, werden sie gerne zur St. Michael-Kapelle geführt. Weiß reckt sich das Kirchlein zwischen den Bäumen hervor, ein friedliches Stück Land mit einer teuflischen Legende: Genau hier soll es gewesen sein, hier soll der Teufel den Plan geschmiedet haben, den Bau der Kapelle zu verhindern. Doch der Erzengel St. Michael griff ein und zückte sein Flammenschwert. Satan sah es mit Entsetzen, sprang mit einem weiten Satz vom Hügel herab, verewigte sich noch rasch mit einem Fußabdruck, floh in die Berge und wurde nicht mehr gesehen – zumindest nicht in Vlatten.
So erzählt es die Legende. Und so ist es an der Jugendhalle zu sehen, wo am Dorfbrunnen zwei Bronzefiguren des ungarischen Künstlers Laszlo Martin an die Sage erinnern. Ganz deutlich ist zu sehen, wie der Erzengel Michael den am Boden liegenden Teufel mit dem Fuß niederdrückt und mit der rechten Hand das Schwert schwingt, während er in seiner Linken die Kapelle trägt und schützt.
Der Bürgerverein hat der Skulptur einen ansprechenden Rahmen gegeben: Ein Wasserlauf umplätschert die Figuren und Bänke laden zum Sitzen ein, damit jeder in Muße darüber nachdenken kann, was gut und was böse ist in dieser Welt…
Schutzmantelmadonna

Ein modern gestaltetes Mosaikbild beherrscht den Merodeplatz. Geschaffen hat es die Künstlerin Margarita Rieth in einjähriger Arbeit. Dieses Bild der Schutzmantelmadonna ist unübersehbar in seiner Größe von vier Metern Breite am Sockel und sieben Metern in der Höhe. Auch die Farbenpracht der Mosaiksteinchen aus dem italienischen Ravenna zieht alle Blicke auf sich.
Die Künstlerin nennt ihr Werk „Die Madonna, mit „Sonne bekleidet“. Sie hat einen Mantel an, penula, sagt der Fachmann, was kleine Hütte und damit Schutz bedeutet. Das Kind Jesus sitzt auf dieser Hütte, ohne von Maria gehalten zu werden und rückt somit in den Mittelpunkt des Kunstwerkes: Christus als zentrale Figur unseres Glaubens. Die eingestürzten Häuser und die umgestürzte Kirche symbolisieren die Unruhe unserer Zeit. Aber eine Figur, die der heilige Franziskus sein könnte, stützt die einbrechende Kirche.
Hier zeigt die Künstlerin den Glauben, wieder zur göttlichen Ordnung finden zu können. Ein Priester lehrt das Rosenkranzgebet, er hält in seinen Händen den Kranz, der an der Mutter Gottes befestigt ist. Die vom Beschauer rechts stehenden Figuren symbolisieren den Menschen in seiner Angst, in seiner existenzieller Not und Unruhe. Er hofft auf die Kirche und strebt zu ihr.
Alle Einzelbilder lassen das geglückte Bemühen der Künstlerin erkennen, den Menschen in all seinen Sehnsüchten, in seiner Freude, in seiner Verzweiflung und seiner inneren Unruhe darzustellen. Der Mensch, wie er auch geartet sein mag, findet Platz unter dem Mantel der Madonna.
Die kirchliche Weihe erhielt das Bild am Patronatsfest im September 1970 durch Domkapitular Prälat Dr. Hünermann aus Aachen. Er dankte den Einwohnern von Vlatten, dass sie sich im Zentrum ihres Dorfes demonstrativ zu ihrem Glauben bekennen, indem sie die Erstellung des Mosaiks der Schutzmantelmadonna ideell und material unterstützt haben.
Die Wegekapelle, in die das Bild der Schutzmantelmadonna integriert wurde, war ursprünglich für die Kreuzigungsgruppe gebaut worden. Sie musste wegen der negativen Witterungseinflüsse in den geschlossenen Raum der Friedhofskapelle gebracht werden.
Jugendhalle Vlatten
Die zwischen 1914 und 1916 gebaute „Turn- und Jugendhalle“ ist bis zum heutigen Tag das Zentrum des Dorflebens. Hier finden alle Veranstaltungen statt, denn der Saal und die acht Nebenräume bieten genug Platz für alle Bedürfnisse.
Im 2. Weltkrieg war die Jugendhalle schwer beschädigt worden und drohte zur Ruine zu werden. Bereits 1946 unternahm der Sportverein erste Rettungsversuche: Lebensmittel wurden gegen Baumaterial getauscht, die Substanz erhaltenden Arbeiten in Eigenleistung durchgeführt.
Der Landtagsabgeordnete Dr. Leo Schwering sicherte der Gemeinde einen Zuschuss von 20.000,00 DM. Aufgrund weiterer Zuwendungen konnten 1952 die Renovierungsarbeiten fortgesetzt werden. Am 26.10.1952 fand die offizielle Einweihungsfeier statt.

Doch da das Dach noch immer undicht war, wurde vieles in den Folgejahren wieder zerstört: 1967 musste die Halle mit einem Kostenaufwand von 250.000 DM erneut völlig renoviert werden. Bei der Einweihung am 13. Januar 1968 betrat Landrat Georg Linden den Bau mit den Worten „manche Gemeinden unseres Kreises wird die Vlattener um diese schöne Halle beneiden“. Wie recht er hatte, zeigt die Tatsache, dass zu dieser Zeit kaum eine Gemeinde eine vergleichbare öffentliche Halle vorweisen konnte.
Die vorerst letzte Restaurierung und Modernisierung ist in den Jahren 1993 bis 1996 mit einem Kostenaufwand von 715.000 DM von der Stadt Heimbach durchgeführt worden. Die Denkmalpflege gab einen Zuschuss in Höhe von 192.800 DM. Der Musikverein baute teilweise mit Zuschüssen der Stadt aber auch mit eigenen Mitteln einen Probenraum aus. Die katholische Jugendgruppe schuf einen Jugendraum.
Auch das Umfeld ist völlig neu gestaltet worden. Die Kosten von 187.000 DM wurden zu 80 Prozent bezuschusst. Die restlichen 20 Prozent trug zum Teil die Stadt Heimbach, aber auch der Bürgerverein durch Eigenleistungen.
Die Burgen von Vlatten
Vlatten gehört zu den wenigen Orten in der weiteren Umgebung, die mehr als eine Burg aus dem Spätmittelalter aufzuweisen haben. Beide Vlattener Burgen liegen am Vlattener Bach.
Die Oberburg
Diese Bezeichnung hat sie von ihrer Lage – sie ist von der Unterburg aus gesehen am oberen Lauf des Vlattener Baches errichtet. Ihre erste urkundliche Nennung erfolgte am 15. Mai 1385. Sie hatte siedlungs- und wirtschaftspolitische Funktionen. Natürlich diente sie auch dem Selbstschutz ihrer Besitzer sowie der übrigen Dorfbewohner.
Johann I. von Vlatten oder sein Sohn Johann II. haben die Burg vor 1385 erbaut.

Die Unterburg
Diese lag ihrer Bezeichnung nach am unteren Lauf des Vlattener Baches. Sie wurde am 13. August 1401 erstmals erwähnt. Zu ihr gehörte die heute noch erhaltene Mühle, die von der Familie Meiß bewohnt wird. Im Gegensatz zur Mühle ist die Unterburg bis auf eine etwa 3m hohe Ecke eines Turmes völlig zerstört, so dass sie für das heutige Vlatten keine Bedeutung mehr hat, bis auf dass sie der Straße, die an ihr vorbeiführt, den Namen gegeben hat; ,,Alte Burgstraße“.
Sie wollen Vlatten zu Fuß erkunden –
dann finden Sie hier passende Spaziergänge
und Wanderungen in und um Vlatten herum:
Quelle:
„Vlatten“, 153 Seiten, 2001, Herausgeber: Bürgerverein Vlatten
Buchtipp:
Theo Schäfer: Vlatten – ein Dorf mit großer Geschichte, 528 Seiten