Thea Frohn und Johannes Prickarz verbringen jede freie Minute mit der Sanierung eines Vlattener Bauernhofs
Löcherige Gardinen flattern in düsteren Fensterhöhlen, der Putz bröckelt von der Fassade, auf den Dächern fehlen Dachziegel, die Balken faulen, die Scheiben sind zerbrochen: So ähnlich sehen viele Häuser in den Eifeler Dörfern aus. Sogar mitten in Heimbach zeigt „Haus Furche“ alle Merkmale des Verfalls. „Trotzdem wäre der geplante Abriss vielleicht gar nicht nötig“, sagt der Architekt und Denkmalschützer Johannes Prickarz. „Fachwerkhäuser lassen sich gut restaurieren, selbst wenn sie bereits sehr marode sind“.
Für diese These tritt er in Vlatten den Beweis an. 2019 kaufte er mit Thea Frohn einen alten Hof, der vermutlich aus dem Jahr 1650 stammt, „weil wir dem Verfall des Hauses in unserer direkten Nachbarschaft nicht mehr tatenlos zusehen wollten.“ Seitdem widmen sich die Beiden in fast jeder freien Minute dem Wiederaufbau. Stück für Stück werden marode Balken ersetzt und verwitterte Gefache erneuert.
„Wir entfernen die alten Lehmfüllungen, schütten sie in einen Mischbottich, geben Wasser hinzu, rühren alles um und haben wieder ein hervorragendes Baumaterial. Nachhaltiger geht es nicht“, sagt Prickarz. Und Thea Frohn fügt hinzu: „Wir können sogar ein verfaultes Balkenstück austauschen und auf ein intaktes setzen, ohne den gesamten Balken erneuern zu müssen.“
Natürlich gehört viel Idealismus dazu, ein altes Haus vor dem Verfall zu retten: „Andere basteln Jahre lang an ihrem Oldtimer. Wir lieben eben alte Häuser“, sagt Prickarz. Seit 1990 bewohnt er ein Fachwerkhaus in Vlatten, das auch schon 200 Jahre alt ist. Er hat den Innenhof liebevoll gepflastert, die Räume behutsam saniert. Der historische Charakter wurde nicht verändert, aber durch einen Kaminofen, eine Heizung, Küche und Sanitäreinrichtungen modernisiert. „Wer ein denkmalgeschütztes Haus saniert, kann viele staatliche Zuwendungen in Anspruch nehmen“, sagt Prickarz.
So überzeugt ist er von der Idee, die schönen alten Eifelhöfe vor dem Verfall zu retten, dass er im Dorf das „Lagerhaus Vlatten“ gegründet hat, in dem er Hilfe im Bereich Altbausanierung, Denkmalpflege und ökologisches Bauen anbietet. Hier gibt es auch Baustoffe, die dem Haus und seinen Bewohnern guttun: „Lehmbaustoffe, Luftkalkputze und –mörtel, Kalkfarben, Holzfarben, Öle und Wachse in baubiologisch einwandfreier Qualität sind oft nicht nur gesünder, sondern auch durch ihre Natürlichkeit optisch ansprechender als moderne Baustoffe“, sagt er. „Wir helfen auch bei der Suche nach Staken und Flechtwerk für die Gefache, wenn das gewünscht ist.“
„Vieles kann bei der Altbausanierung in Eigenarbeit erledigt werden“, sagt Thea Frohn. „Wer will, kann sogar in der Natur die Holzstaken und das Flechtwerk aus Nussästen oder Weiden sammeln.“ Sie hat Lehrgänge absolviert und ist davon überzeugt, dass alte Bauten ein gutes, behagliches Wohnen garantieren. „Wer Rat benötigt, kann sich an die IG Bauernhaus (www.igbauernhaus.de) wenden, eine Vereinigung, die eine Zeitschrift herausgibt und Altbaufreunde in jeder Hinsicht unterstützt. Die Experten in den Regionalstellen beraten und informieren. Das ist wirklich eine Fundgrube für alle, die einen Altbau sanieren möchten.“
Lächelnd stehen Thea Frohn und Johannes Prickarz vor ihrem Altbau: Drei Jahre, so schätzen sie, werden sie noch jede freie Minute hier verbringen, denn auch die Nebengebäude sollen saniert werden. Aber die Arbeit lohnt sich. Davon sind die Beiden überzeugt. „Wir leben in einer Zeit, in der tagtäglich über den ökologischen Fußabdruck des einzelnen geredet wird. Aber niemand betont, wie umweltfreundlich es ist, wenn man sich nicht für einen Neubau als Eigenheim entscheidet, sondern einen Altbau saniert. Da wird kein Meter Beton in die Natur gesetzt und obendrein gute, alte Bausubstanz gerettet.“
Und, auch davon sind sie überzeugt: Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, in einem historischen Gebäude zu leben. ush
Vorder- und Rückseite des alten Gebäudes vor den Restaurierungsmaßnahmen. Rechts der alte Stall.
Die alten Gefache werden mit neuen Staken und Flechtwerk ausgekleidet und anschließend mit recyceltem Lehm gefüllt.
In Handarbeit wird Lehmputz aufgetragen. (Fotos oben und unten)
Das Dach des Bauernhofs ist fachgerecht neu gedeckt worden. (Fotos oben und unten)
Fotos: Johannes Prickarz, Ulrike Schwieren-Höger